Am 6.11.21 fand die Führung über Ökologie und Romantik im Niedwald statt. Wir begannen mit der Frage, was Ökologie eigentlich sei. Manche sagten „Naturkunde“ und das trifft es ja auch fast. Allerdings untersucht die Ökologie im Besonderen, welche Beziehung zwischen Lebewesen und ihrer Umwelt bestehen. Und diese Beziehungen sind gar nicht so einfach zu vermitteln. Um dies zu verdeutlichen, teilte Christian Haak Faltblätter über Bäume und den Auwald aus. Dort sind Tiere und Pflanzen schön abgebildet, aber was zwischen diesen passiert kommt in den Faltblättern nicht vor. Ist ja auch schwer darzustellen.
So ist, z.B., der Boden wichtig dafür, dass die Pflanze Nährstoffe und Wasser bekommt. Und diese Nährstoffe werden durch den Boden bzw. seine Bewohner, besonders Bakterien, erst zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug formt die Pflanze auch selber ihren Lebensraum durch den Laubabwurf und das Wirken ihrer Wurzeln. Es sind diese Interaktionen, die das Leben im Wald ausmachen. Und manchmal stehen Pflanzen an Orten, an denen sie sich nicht halten können. So wurde die Buche vor demWaldwerk gefällt, warum genau konnten wir nicht in Erfahrung bringen, da sie vermutlich auch Probleme hatte, an dem Standort zu überleben und dann durch die Hitze der letzten Sommer geschwächt war. Sie ist auch eher eine Bewohnerin von besser durchlüfteten Böden.
Es folgte ein Rundgang, auf dem wir uns die besonderen Bäume des Auwaldes noch näher anguckten, die im Niedwald noch leben, obwohl dieser, streng genommen, gar kein Auwald mehr ist, da er nicht mehr periodisch überflutet wird. Die lehmigen feuchten nährstoffreichen Böden sind aber natürlich noch da.
Die Interaktionen zwischen Lebewesen und ihrer Umwelt werden in dem Buch von Herrn Wohlleben über das Leben der Bäume auf sehr spezielle Weise interpretiert. Herr Wohllebens Buch ist lesenswert und auch voller interessanter ökologischer Fakten (er benutzt den Begriff „Ökologie“ nur sehr spärlich) und natürlich besitzt er ein enormes Wissen über den Wald. Herr Haak war jedoch kritisch bezüglich Herrn Wohllebens Unterstellung, dass Bäume ein Bewusstsein hätten. Dass sie kommunizieren auf gewisse Weise, ist vermutlich in der Tat der Fall und dass sie schützenswerte Lebewesen sind auch. Herr Haak meinte jedoch, Herr Wohlleben ginge etwas zu weit in seinen Analogien und vermenschliche die Interaktionen zwischen Bäumen doch sehr. Die Teilnehmer*innen des Rundgangs schienen weniger Probleme mit Wohllebens Thesen zu haben, denn sie meinten eine solche Sprache helfe, Leute für den Wald zu begeistern. „Man kann da nicht immer wissenschaftlich schreiben“. Doch bringt die Romantisierung des Waldes auch Nicht-Romantiker*innen dazu, den Wald zu schützen? Als dann noch ein Teilnehmer eine Aspekte Sendung über das Thema „Wald“ erwähnte, in der auch Herr Wohlleben portraitiert wurde, wurde allen bewusst wie nah am Puls der öffentlichen Diskussion das Waldwerk mal wieder war (gucken Sie mal in der Mediathek, sehr sehenswert).
Anmerkungen und Fragen dazu an: haak.waldwerk@yahoo.com